Warum Gier niemals gewinnt – und was das mit des Fischers Frau zu tun hat

Das hier ist kein Artikel über das Schlechte im Menschen. Kein Klagelied. Und auch keine Anklage. Ich möchte etwas anderes tun: reflektieren.

Ich gebe sehr, sehr gerne. Ich teile gerne. Immer bedingungslos. Ich nehme niemals mehr, als mir zusteht. Und ich nutze niemanden aus – niemals. Vielleicht trifft es mich deshalb so tief, wenn andere genau das tun.

Denn auch wenn es weh tut, wenn man ausgenutzt oder hintergangen wird – ich habe gelernt, den Blick wieder umzudrehen. Zurück zu mir. Ich darf enttäuscht sein. Wütend auch. Aber ich bleibe mir treu. Und genau das ist mein größter Schutz. Wenn ich auf mich achte, auf meine Haltung, auf mein inneres Glück – dann ist alles gut. Selbst wenn mir manchmal solche Dinge passieren.

Es ist zum Glück selten – aber wenn, dann tut es weh. Ich habe Gier erlebt. Persönlich. Geschäftlich. Nicht im Kleinen, nicht unterschwellig, sondern klar, laut und schmerzhaft. Gier, die ausnutzt. Gier, die hintergeht. Gier, die betrügt.

Und das trifft mich besonders, weil es so gar nicht meiner eigenen Haltung entspricht. Ich habe kein Bedürfnis, mehr zu nehmen als mir zusteht. Ich will nicht gewinnen, indem andere verlieren. Ich denke nicht in „ich zuerst“, sondern in „wie können wir das gemeinsam gut machen“. Vielleicht ist genau deshalb die Enttäuschung so tief, wenn das Gegenüber völlig anders tickt – und keine Grenze kennt.

Gier ist keine Schwäche. Sie ist eine Entscheidung.

Und sie hat einen Preis.

Ich wurde zuletzt von meinem lieben Freund Axel wieder an das Grimm-Märchen „Der Fischer und seine Frau“ erinnert, als mir einmal mehr genau so etwas passiert ist. Für mich ist es eine der klügsten Geschichten über Gier – und über das Maßlose. Das Märchen schildert die Erfahrung der Fischersfrau, dass Reichtum nicht glücklich macht. Es warnt vor Gier und Habsucht und vermittelt die Botschaft, dass maßlose Gier am Ende bestraft wird.

Ich wurde enttäuscht – aber nicht verbittert.

Ja, ich wurde schon betrogen. Es gab Menschen, die mich ganz bewusst ausgenutzt haben. Die wussten, was sie tun. Manche mit Kalkül, manche mit Leichtigkeit, als wäre es normal. Es war schmerzhaft. Und ich habe manchmal lange gebraucht, um es zu verstehen – und zu verarbeiten. Aber was ich gelernt habe: Gier bringt kein Glück. Nie.

In allen Fällen, die ich erlebt habe, hat sich das irgendwann gezeigt. Vielleicht nicht sofort. Vielleicht nicht sichtbar. Aber auf Dauer funktioniert dieses System nicht. Es macht leer, nicht satt. Und Menschen, die sich über andere hinwegsetzen, verlieren irgendwann viel mehr als sie je gewinnen konnten.

Ich verliere manchmal etwas – aber nicht mich selbst.

Das ist vielleicht das Wichtigste. Ich habe Verluste erlebt. Ich habe Projekte beendet, weil Vertrauen missbraucht wurde. Ich habe Beziehungen losgelassen, weil es nicht mehr gesund war. Aber ich habe nie den Kontakt zu mir selbst verloren. Nie meine Haltung. Nie das, woran ich glaube: Dass man gemeinsam weiterkommt. Dass Integrität sich lohnt. Und dass es ein inneres Glück gibt, das sich nicht kaufen oder erschleichen lässt.

Ich glaube fest daran, dass ich heute glücklicher bin als viele von denen, die mir einmal geschadet haben. Nicht, weil ich mich daran freue – sondern weil ich weiß, dass mein Leben stimmig ist. Ehrlich. Verbunden.

Und das ist mehr wert als alles, was man mit Gier je erreichen könnte.


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