Neue GmbH gegründet – und wer meldet sich zuerst? Nicht Deutschland. Sondern die Slowakei. Und Spanien.

Im November habe ich zwei neue GmbHs gegründet. Ein Vorgang, den ich gut kenne: sauberer Ablauf, klare Schritte, keine Überraschungen. Notartermin erledigt, Unterlagen raus, Kapital eingezahlt – und dann beginnt diese typische Wartezeit, in der man eigentlich nur darauf hofft, irgendwann das Registergericht murmeln zu hören.

Doch bevor sich der Staat überhaupt regt, passiert zuverlässig etwas anderes. Ich mache den Briefkasten auf und habe noch bevor ich den Umschlag richtig berühre dieses vertraute Gefühl: Aha. Wieder eine Betrugsrechnung.

Mein Auge ist dafür inzwischen geschult – wirklich geschult. Ich sehe diese Dinger aus 20 Metern Entfernung. Der Absender klingt nach Behörde, das Layout erinnert an Amtsstube meets Copyshop, und die IBAN kommt natürlich nicht aus Deutschland. Bei mir diesmal: Slowakei. Die andere Rechnung: Spanien.

Diese Schreiben treffen exakt in dem Moment ein, in dem Gründerinnen und Gründer noch keine offizielle Post bekommen haben, aber bald welche erwarten. Das ist psychologisch ein Volltreffer. Kein Wunder, dass jedes Jahr leider immer noch sehr viele Menschen darauf reinfallen. Nicht aus Naivität – sondern weil Timing manchmal stärker ist als Aufmerksamkeit.

Und ja, es wird schwieriger: Inzwischen tauchen sogar deutsche IBANs auf. Die Masche entwickelt sich weiter – und genau darin liegt das Problem.

Für mich war das diesmal schnell erledigt. Aber viele erleben genau solche Schreiben als Stressmoment. Deshalb wiederhole ich etwas, das ich gerne laut sage: Man kann mich für solche Tests im Unternehmen buchen – und ich mache das komplett kostenfrei (keine Werbeaktion).

Wenn also jemand herausfinden möchte, wie gut das eigene Unternehmen solche Täuschungen erkennt: Ich mache das gerne. Und kostenfrei. Die Wirkung ist groß – und ich habe lange keinen solchen Test mehr gemacht.

Früher war mein Schwerpunkt Zutrittskontrolle:
Wie weit komme ich ohne Ausweis ins Gebäude?
Wie schaffe ich es in den Serverraum?
Welche Tür öffnet sich, wenn man nur selbstbewusst genug wirkt?

Diese realen Tests hatten immer mehr Impact als jedes Regelwerk. Und heute gilt das Gleiche für Betrugsbriefe: Ein einziger Praxistest verändert die Wahrnehmung im ganzen Team.

Und für alle, die jetzt denken: „Marco, du hast ja im Foto für den Blogpost deine Adresse gar nicht geschwärzt. Das ist doch eine Einladung für Betrüger!“. Ganz ehrlich: Dann sollen sie halt kommen. Meine Adresse steht sowieso im Handelsregister. Und im Impressum. Und in ungefähr jedem Dokument, das man als Unternehmen veröffentlichen muss.

Wer glaubt, dass das Schwärzen eines Briefkopfs im Internet irgendwen aufhält, überschätzt die Kreativität der Betrugsszene und unterschätzt die öffentliche Sichtbarkeit von Unternehmensdaten.


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