KI-Tools im Unternehmenseinsatz: Orientierungshilfen für Unternehmen und Mitarbeitende

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in unseren Alltag und in die Abläufe unserer Unternehmen ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Seit Jahren begleiten uns Technologien, die auf KI basieren, und erleichtern unser Leben und Arbeiten auf vielfältige Weise. Ob es um die Optimierung unserer Suchmaschinen geht, um E-Mail-Spamfilter, die unsere Postfächer sauber halten, um sprachgesteuerte Assistenten, die aufs Wort gehorchen, um personalisierte Empfehlungen, die uns das Finden des Nächsten erleichtern, oder um automatische Übersetzungen und Fahrassistenzsysteme, die unsere Welt kleiner und sicherer machen – KI ist überall. Diese langjährige Vertrautheit mit KI-Technologien zeigt, dass wir auf einem soliden Fundament stehen. 

Doch das Aufkommen bahnbrechender Tools wie ChatGPT und Midjourney markiert den Beginn einer neuen Ära. Eine Ära, die uns vor scheinbar grenzenlose Möglichkeiten stellt, die aber auch ungeschriebene Regeln und unbekannte Risiken mit sich bringt. Dieses neue Kapitel in der Geschichte der KI fordert uns heraus, unsere bisherigen Ansätze zu überdenken und unsere Richtlinien den neuen Gegebenheiten anzupassen.

In diesem Kontext stehen wir vor der Aufgabe, sowohl die Chancen als auch die Verantwortung, die mit der Nutzung von KI verbunden sind, neu zu bewerten. Die rasante Entwicklung und die immer weiter fortschreitende Integration von KI-Tools in unsere Geschäftsprozesse eröffnen uns zwar einerseits ungeahnte Möglichkeiten, konfrontieren uns aber andererseits mit Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung von Regulierungen und Standards wie dem EU-KI-Gesetz (AI Act), der DSGVO, TISAX und ISO27001. Vor diesem Hintergrund möchte ich Orientierungshilfen bieten, die sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitenden dabei unterstützen sollen, KI-Tools verantwortungsbewusst und im Einklang mit bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen zu nutzen.

Unternehmen sollten spätestens jetzt eine beauftragte Person für KI ernennen

Für jedes zukunftsorientierte Unternehmen ist es spätestens jetzt an der Zeit, eine Schlüsselposition zu besetzen: Chief AI Officer (CAIO), oder wie ich es nennen würde, eine beauftragte Person für KI. Diese Rolle geht weit über das Technische hinaus; sie ist ein Bekenntnis zur Zukunft, zur Innovation und zur ethischen Verantwortung. CAIOs sind nicht nur Impulsgebende für neue Technologien, sondern auch wachen über die ethischen Grundsätze und gesetzlichen Rahmenbedingungen, die den Einsatz von KI begleiten. Die Ernennung einer solchen Person signalisiert, dass ein Unternehmen bereit ist, KI nicht nur zu nutzen, sondern sie verantwortungsvoll und zukunftsweisend zu integrieren.

Teil 1: Was Unternehmen beachten sollten

Mit der zunehmenden Implementierung neuer KI-Technologien stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Compliance-Strategien zu überdenken. Hier sind erweiterte Schritte, die Unternehmen berücksichtigen sollten:

  1. Überprüfung und Anpassung von Datenschutz- und Informationssicherheitsrichtlinien: Angesichts der fortschrittlichen Datenverarbeitungskapazitäten neuer KI-Tools müssen Unternehmen ihre Prozesse und Richtlinien kritisch überprüfen und gegebenenfalls anpassen, um den Schutz sensibler Informationen zu gewährleisten.
  2. Einhaltung ethischer Standards: Neben rechtlichen Anforderungen sollten ethische Überlegungen eine zentrale Rolle bei der Implementierung von KI-Tools spielen. Unternehmen könnten erwägen, Ethikkommissionen einzurichten oder ethische Richtlinien für den Einsatz von KI zu entwickeln.
  3. Stärkung der Transparenz gegenüber Stakeholdern: Unternehmen sollten aktiv kommunizieren, wie und zu welchem Zweck KI-Tools eingesetzt werden. Dies fördert das Vertrauen von Kunden, Mitarbeitenden und anderen Stakeholdern.
  4. Förderung einer adaptiven Lernkultur: Die schnelle Entwicklung im Bereich KI erfordert eine kontinuierliche Weiterbildung der Teams. Unternehmen sollten eine Kultur des lebenslangen Lernens fördern, um mit den technologischen Fortschritten Schritt zu halten.

Teil 2: Was Mitarbeitende beachten sollten

Wenn du KI-Tools wie ChatGPT in deiner Arbeit nutzt, sind die folgenden konkreten Empfehlungen und Beispiele hilfreich, um einen verantwortungsvollen Umgang zu gewährleisten:

  1. Datenschutz: Sei besonders vorsichtig beim Einsatz von KI-Tools, die Zugriff auf personenbezogene oder sensible Daten haben.
    (Beispiel für ChatGPT: Vermeide es, ChatGPT direkte personenbezogene Daten einzugeben oder das Tool zur Verarbeitung sensibler Informationen zu nutzen, ohne vorherige Prüfung der Datenschutzkonformität.)
  2. Informationssicherheit: Beachte die Richtlinien deines Unternehmens beim Einsatz von KI-Tools, insbesondere im Hinblick auf die Informationssicherheit.
    (Beispiel für ChatGPT: Stelle sicher, dass die Nutzung von ChatGPT nicht gegen interne Sicherheitsrichtlinien verstößt, z.B. indem du prüfst ob dieser IT-Dienst freigegeben ist und du keine vertraulichen Informationen in die Eingabefelder des Tools eingegeben werden.)
  3. Transparenz gegenüber Kunden und Kollegen: Sei transparent darüber, wenn KI-generierte Inhalte verwendet werden. Kennzeichne diese entsprechend, um Missverständnisse zu vermeiden. Vor allem wenn sie vollständig mit KI erstellt sind.
    (Beispiel für ChatGPT: Wenn du einen von ChatGPT generierten Text verwendest, gib an, dass dieser Inhalt mit Hilfe von KI erstellt wurde, und stelle sicher, dass dies den internen Richtlinien deines Unternehmens entspricht.)
  4. Ethische Verwendung: Achte darauf, dass der Einsatz von KI-Tools ethischen Richtlinien entspricht und keine Vorurteile oder Diskriminierung fördert.
    (Beispiel für ChatGPT: Verwende ChatGPT nicht, um manipulative Inhalte zu erzeugen oder um Informationen zu generieren, die Personen oder Gruppen unfair darstellen könnten. Überprüfe die generierten Inhalte kritisch auf mögliche Bias.)
  5. Quellenkritik: Verlasse dich nicht blind auf die von KI-Tools generierten Informationen. Überprüfe die Quellen und die Plausibilität der generierten Antworten.
    (Beispiel für ChatGPT: Wenn ChatGPT eine Zusammenfassung zu einem Fachthema liefert, überprüfe die Kernpunkte durch zusätzliche Recherche oder konsultiere vertrauenswürdige Fachquellen, um die Richtigkeit zu bestätigen.)

Fazit: Bewährtes verstehen, Neues verantwortungsvoll integrieren

Die Nutzung von KI-Tools ist in unserem Alltag und in unseren Unternehmen längst eine Selbstverständlichkeit. Diese Entwicklungen bieten uns nicht nur verbesserte Möglichkeiten und Werkzeuge, sondern betonen auch die Notwendigkeit, bestehende Richtlinien und Regeln zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

In diesem dynamischen Umfeld ist es wichtiger denn je, einen verantwortungsvollen Umgang mit KI zu gewährleisten. Das bedeutet, die Chancen, die sich durch die fortschrittlichen KI-Tools eröffnen, zu nutzen, ohne dabei die Risiken außer Acht zu lassen. Es geht darum, einen Rahmen zu schaffen, der es Unternehmen und Mitarbeitenden ermöglicht, KI-Tools effektiv und sicher zu nutzen, ohne durch die Angst vor Verstößen gegen Richtlinien oder Gesetze gebremst zu werden. Ein solcher Rahmen sollte nicht nur die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen und Sicherheitsanforderungen gewährleisten, sondern auch ethische Überlegungen berücksichtigen und Transparenz fördern.

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, empfehle ich uneingeschränkt die Benennung einer beauftragten Person für KI (Chief AI Officer), in jedem Unternehmen. Diese Schlüsselrolle wird nicht nur als Treiber für Innovation und technologische Fortschritte fungieren, sondern auch als Garant dafür, dass die Nutzung von KI den ethischen Grundsätzen und gesetzlichen Rahmenbedingungen entspricht. Die oder der Chief AI Officer wird somit zur zentralen Figur, die sicherstellt, dass KI unser Arbeitsleben und unseren Alltag bereichert, ohne unsere Werte und Sicherheitsstandards zu kompromittieren.

Es ist essentiell, dass wir die Nutzung von KI als Chance begreifen, unsere Arbeit und unseren Alltag zu bereichern und zu verbessern. Gleichzeitig müssen wir uns der Verantwortung bewusst sein, die mit dieser Technologie einhergeht. Das bedeutet, kontinuierlich an der Aktualisierung unserer Kenntnisse und Fähigkeiten zu arbeiten, offen für Neues zu sein, aber auch kritisch zu hinterfragen und sorgfältig abzuwägen. Die Entwicklung von klaren Leitlinien und die Förderung einer Kultur, in der das Lernen und die Anpassung an neue Technologien gefeiert werden, sind entscheidend, um sowohl die Sicherheit als auch die Innovationskraft zu gewährleisten.

In einer Welt, in der die Möglichkeiten der KI scheinbar grenzenlos sind, liegt es an uns, diese Technologien so zu gestalten und zu nutzen, dass sie unser Leben bereichern, ohne unsere Werte und Sicherheiten zu gefährden. Indem wir die Balance zwischen dem Erkunden neuer Horizonte und dem Bewahren bewährter Grundsätze finden, können wir sicherstellen, dass KI-Tools unser tägliches Leben und Arbeiten auf positive Weise prägen. Es ist ein fortlaufender Prozess des Lernens, Anpassens und Gestaltens, der uns alle betrifft – und in dem jeder von uns eine Rolle spielt.


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