Vergesst Eure Passwörter! Das Ausdenken, Merken und Verwalten übernimmt jetzt der Passwort Manager

Gastbeitrag von André Willich

Wie die meisten Dinge, hat auch die Sache mit den Passwörtern ganz harmlos angefangen. Früher hatte man ein Passwort, das man sich selbst aussuchen durfte. Entsprechend wählte man etwas, was man sich leicht merken konnte, zum Beispiel Omas Geburtstag oder den Namen von Familien-Dackel Waldi – und im Großen und Ganzen war die Welt damit in Ordnung.

Wie so viele Dinge, ist das Thema mit zunehmender Digitalisierung der Arbeitswelt aber immer komplexer geworden. Um Zugänge, Daten und Informationen zu schützen, reichte ein Passwort plötzlich nicht mehr aus, schon gar keine simple Zahlen- oder Buchstabenfolge. (Wobei an dieser Stelle gesagt sei: 1111 war schon immer ein schlechtes Passwort. Genauso wie Kennwörter auf Post-its am Rechner und unter der Tastatur noch nie eine gute Idee waren). Und spätestens seit DSGVO und TISAX ist außerdem fest verregelt, dass Passwörter sich permanent verändern müssen.

Aber nicht nur im Business-Leben, auch privat hat das Thema Passwort Überhand genommen – immerhin tun wir immer mehr Dinge im Internet, die wir früher persönlich erledigt haben. Einkaufen, Banking, Fernsehen oder Dating: jeder Dienst und jedes einzelne Portal verlangt nach einer eigenen Registrierung und nach einem eigenen Passwort.

Rechnet man alles zusammen, kommt man heute leicht auf 50-100 Passwörter pro Kopf. Aber: Wie soll man sich in diesem Passwort-Labyrinth überhaupt noch zurecht finden? Und: Wofür jetzt eigentlich nochmal der ganze Aufwand?

54321? Meins! – Schwache Passwörter kann man sich gleich sparen

Passwörter entschlüsseln kann heute sogar ein iPhone – und für einen wesentlich leistungsstärkeren Computer ist es erst recht kein Hexenwerk. Jedes Passwort ist knackbar: Im Prinzip muss der Rechner “nur” so lange alle möglichen Buchstaben-, Zeichen- und Zahlenkombinationen durchprobieren, bis er den gewünschten Code entschlüsselt hat. Sogenannte Rainbow Tables – Datenstrukturen, die ursprünglich für die Wiederherstellung von Passwörtern innerhalb der IT-Forensik entwickelt wurden – machen dem Computer die schnelle und speichereffiziente Suche sogar noch leichter. Weshalb Rainbow Tables auch gern von Passwort-Crackern verwendet werden.

Komplexität schützt – Geheime Technologien und private Daten

Im Umkehrschluss heißt das: je komplexer das Passwort, desto sicherer ist es –  denn desto länger braucht der Rechner, um alle möglichen Kombinationen durch zu testen. Konkretes Beispiel: Jemand, der Firmengeheimnisse oder auch private Bankdaten, Flugmeilen etc. stehlen will, wird abwägen, ob er den Rechner drei Tage oder drei Jahre rechnen lässt, um an die gewünschte Information zu kommen. Angesichts von drei Jahren werden die meisten Hacker vermutlich das Handtuch werfen.

Gummibaer!2018 – Ist das jetzt ein starkes Passwort?

Ganz grundsätzlich gilt: Ein sicheres Passwort besteht aus mindestens 12 Zeichen, enthält Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen. Gummibaer!2018 ist in jedem Fall ein besseres Passwort als Gummibaer alleine. Das beste Passwort besteht allerdings aus einer rein zufälligen Zahlenfolge, also etwa xT34$”4g812ß. Nun ist es nicht besonders inspirierend, sich solche Kennwörter  auszudenken – und so gut wie unmöglich, sie sich zu merken. Und hier kommt der Passwort Manager ins Spiel.

Kommt nur, ihr Passwörter! – Der Passwort Manager ist der Herr der Codes  

Ein Passwort Manager ist ein Programm, das automatisch sichere Passwörter generiert und speichert. Für jedes einzelne Nutzerkonto – von SAP über wordpress bis LinkedIn –  erstellt der Passwort Manager ein jeweils sicheres Kennwort, das er sich dauerhaft merkt. Somit entkommt man der Krux, sich immer wieder selbst zahllose kryptische Codes auszudenken. Und kommt auch nicht in die Versuchung, sich die komplizierten Kennwörter doch heimlich aufzuschreiben.

Notizen, PINs, Accounts – Der Passwort Manager kann nicht nur Codes

Der Passwort Manager hat aber noch weitere Talente. Zum Beispiel kann er zwischen Einzel- und Gruppen-Accounts unterscheiden. Man kann also Zugänge für einzelne Mitarbeiter schaffen, aber z.B. auch Projekt-Accounts anlegen, die nur für bestimmte Personen freigeschaltet sind.  

Ähnliches gilt übrigens auch für Zuhause: mit einem Familien-Account können alle Familienmitglieder den Passwort Manager nutzen, ohne dass die Halbstarken die gleichen Zugriffsrechte auf Amazon, Foodora oder Netflix haben wie die Eltern.

Und noch einen Vorteil hat der Passwort Manager: er merkt sich nicht nur Passwörter. Auch sichere Notizen, Kontonummern, Kreditkartendaten, PINs, Reisepass- oder Führerscheinnummer können hinterlegt werden und sind somit nicht nur sicher gespeichert, sondern jederzeit und von jedem Ort der Welt abrufbar.

Den richtigen finden – Welcher Passwort Manager macht den besten Job?

Natürlich gibt es inzwischen unterschiedliche Anbieter auf dem Markt. Besonders empfehlenswert sind 1Password und Enpass.

1Password ist der Platzhirsch unter den Passwort Managern. Das Programm ist leicht verständlich und bietet im monatlichen Mini-Abo ein sehr nutzerfreundliches Gesamtpaket an.

Für alle, die etwas technikaffiner sind, ist Enpass eine gute Alternative – ein etwas neueres Programm, das als Desktop-Version kostenlos und für die Nutzung auf dem Smartphone bereits gegen eine übersichtliche Einmalzahlung zu haben ist.

Back to the roots – Der Passwort Manager und die gute alte Zeit

Der Manager erledigt also die ganze Kennwort-Arbeit. Und bringt uns damit zurück in die gute alte Zeit: nämlich die des einen einzigen Passworts. Denn für den Passwort Manager braucht man ein Master-Keyword. Das sollte man sich sehr gut merken oder im Tresor einschließen. Um alles andere muss man sich dann aber keine Gedanken mehr machen.

 


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