»The Cloud Diaries« – Unser Umzug in die Cloud.
#2: Warum wir den Status quo hinterfragt haben.

Gastbeitrag von Finn Nickelsen

»Das haben wir schon immer so gemacht« – Der Mensch als Gewohnheitstier.


Ganz traditionell haben auch wir unsere Infrastruktur von Anfang an inhouse bei uns aufgebaut (das war der Standard, früher hatte man halt seinen Server bei sich): Datenserver, Mailarchiv und Mailserver  – das hatten wir alles bei uns im Büro stehen. Im Grunde genommen war das Usus im letzten Jahrzehnt; die meisten unserer Kunden bestanden ebenfalls auf dieses Prinzip. Außerdem gab es wohl noch einen psychologischen Nebeneffekt: Ein Kunde meinte zum Beispiel, er will immer seine Daten bei sich haben. Um notfalls in der Lage zu sein, sie im Starnberger See zu versenken… Wir sind immer misstrauisch, wenn man über etwas sagt, »das haben wir schon immer so gemacht«. Dann ist es nämlich höchste Zeit, das zu hinterfragen!

New work: Arbeit und Zusammenarbeit passieren überall und in Echtzeit


Die große Frage ist doch: Wie passt die Idee der festen Server und festen Orte noch zu unserer Realität? Denn auch, wenn viele Unternehmen es noch nicht so ganz wahrhaben wollen und auf alte Strukturen beharren (von festen Anwesenheitszeiten bis zu Dateien, die tatsächlich physisch vor Ort z.B. von einem Freelancer abgeholt werden müssen…): die Art, wie wir arbeiten, hat sich verändert.  

Früher war die Arbeit innerhalb von Teams sowie im Dienstleister-Auftraggeber-Verhältnis stark getrennt. Heute wächst im Zeichen von Co-Creation und Collaboration alles zusammen. Oft arbeiten wir auch beim Kunden teamübergreifend: Das bedeutet z.B, dass wir immer alle Unterlagen, sprich kundenspezifische Dokumente, dabei haben müssen; natürlich immer die aktuelle Version, online aber auch offline.

Gleichzeitig ist das Büro längst nicht mehr die heilige Denkzentrale, wo alles entschieden und erarbeitet wird. Vieles passiert längst ganz selbstverständlich im Homeoffice, im Zug, im Cafe oder angemieteten Workshop-Räumen jenseits des eigentliches Unternehmenssitzes. Überhaupt sitzen auch Kunde und Experte immer häufiger nicht mal in derselben Stadt. Anstatt einfach “den Dienstleister von nebenan” zu wählen, sucht man gerade bei den immer komplexeren werdenden Themen kritisch aus und wählt den Partner, der am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt – ob der seine offizielle Adresse dann in Hamburg, Berlin oder Köln hat, während man selbst in München sitzt, ist zweitrangig.

Überraschung: Du bist schon lange in der Cloud.


Abgesehen davon, dass die Cloud also besser in unsere Zeit passt, weil sie die flexible Arbeitsweise unterstützt, die wir brauchen, stellt sich allerdings auch die Frage: Wie ist eigentlich der Status quo? Nutzen wir die Cloud erst, wenn wir wirklich gezielt dorthin “umgezogen” sind? Oder sind wir am Ende längst Teil der Datenwolke, ohne, dass wir es so richtig bemerkt hätten? Die Antwort: Ja. Wenn wir genau hinsehen, sind wir alle längst mittendrin.

In der Praxis wollen uns das die Leute oft nicht glauben. Wenn wir dann aber zum Beispiel bei unseren Datenschutzprojekten anfangen, das Verarbeitungsverzeichnis zu erstellen, wundern sie sich, wieviele Anwendungen und Systeme heute schon in der Cloud sind: Projektmanagementsysteme (TeamWork), Agentursoftware (Easyjob), Zeiterfassung (Mite), Urlaub (Absence), Buchhaltung (DATEV), Online-Banking, Bewerbermanagement (z.B. Softgarden), Personalmanagement (Personio), Besucherbuch (Proxyclick), Mailserver (Google oder Microsoft oder deine alte gmx-E-Mail-Adresse), Telefonanlage (NFON), CRM (salesforce), Aufgabenplanung (Trello), Newsletter (CleverReach), Cloud-Speicher (Dropbox oder Tresorit), Adressverwaltung (iCloud), Grafikanwendungen (Adobe Creative Cloud), Virenschutz (Bit Defender), MDM (JAMF), Datentransfer und FTP-Server (Wetransfer, OwnCloud)… Wie viele dieser Systeme kommen Ihnen beim Lesen wohl auch vertraut vor?

Fazit: Worauf also eigentlich warten?


Zum einen ist also Zeit, höchste Zeit, die eigene Denkweise und somit auch die eigene Unternehmenskultur zu hinterfragen und anzupacken: denn Collaboration, Co-Creation und Cloud bedingen sich gegenseitig. Zum anderen: Hat man erst einmal realisiert, dass man mit einem Bein ohnehin schon in der Cloud steht, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob es nicht Sinn macht, wirklich komplett dorthin umzuziehen.

 

 


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